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Spider-Man: No Way Home (US 2021)

Mittlerweile sollte es sich herumgesprochen haben, dass im neuen Spider-Man-Film das Multiversum einmal mehr geöffnet wird und durchaus namhafte Vertretung findet. Dennoch möchte ich meine Kritik so vorsichtig wie möglich halten und auf Namen verzichten.

Diverse Superschurken aus unterschiedlichen Filmreihen treffen auf die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft.
Was hier wie überbordender Fan Service anmutet, erhält in den 148 Minuten Spielzeit, in denen auch Dr. Strange eine ordentliche Portion Screen Time für sich beansprucht, durchaus Substanz und es ist wunderbar, zu beobachten, wie beinahe zwanzig Jahre Spider-Man-Kino miteinander verwoben werden.

Spider-Man: No Way Home ist spannend, unheimlich witzig und actiongeladen und es freut mich sehr, dass die Macher*innen hier mutig genug waren, neue Wege zu gehen, nicht alle Figuren bis zum Erbrechen mit durchzuschleppen und alle Konstellationen beizubehalten.
Spider-Man: No Way Home wirkt dadurch wesentlich erwachsener als andere Marvel-Filme, ohne dabei so düster zu werden wie einige DC-Filme.

Gerade in diesem Moment wünsche ich mir, die Macher*innen hätten schon früher versucht, das Seichte des bisherigen MCUs zu Gunsten einer Konsequenzhaftigkeit zu verringern.

Dies zeigt sich auch im Umgang mit den Schurken. Anstatt sie einzeln als Bedrohung aufzubauen und dann nacheinander zu bekämpfen, werden sie zum Teil der Lösung. Auch gibt es eine handfeste Schlägerei am Ende des Films ohne viel Spinnenfäden und Herumgespringe. Hierdurch bekommen wir Dynamiken präsentiert, die es ansonsten nicht gegeben hätte.
Allerdings sollten wir die Kirche auch im Dorf lassen. So cool Spider-Man: No Way Home auch ist, er ist und bleibt ein Comic-Actionfilm und kein Arthaus.

Die rund zweieinhalb Stunden Spielzeit sind nicht zu lang. Dass Dr. Strange nicht einmal mit Peter Parker über die Konsequenzen des Zaubers spricht, ihm aber im Verlauf des Films wiederholt vorwirft, Schuld an der ganzen Misere zu sein, erachte ich als einen großen Fehler im Film. Das auslösende Moment, also das, was der Grund dafür ist, dass das, was in der Folge geschieht, geschieht, ist nicht plausibel und es wird auch kein Versuch unternommen, es zu erklären.

Davon ab ist der Film integer konstruiert und man kann die ganze Zeit über Freude an ihm haben.

Die anfängliche Exposition ist etwas lang. Es wird erklärt und erklärt und dann noch einmal erklärt und erklärt. Hätte man vermutlich anders lösen können, zumal dadurch die eher ruhigen Momente zu lang und/oder zu zahlreich wirken, schließlich gibt es genügend Momente des Innehaltens, die als Pausenfüller fungieren.

Man denke nur an einen wunderbar aufspielenden J.K. Simmons aka J.J. Jameson aka Alex Jones, die Lebenskrise von Peter Parker und natürlich den most spider-manian moment in the history of film.

Der Small Talk zwischen mehreren Figuren, die sich im dritten Akt es Films auf einem Gerüst unterhalten, ist pures Gold.

Die Kameraarbeit ist ziemlich gut. Es macht Laune, Spider-Man einmal mehr dabei zu beobachten, wie er sich von Haus zu Haus schwingt, es rockt, wenn Dr. Strange einmal mehr die Realität aushebelt, und dann ist da diese Plansequenz, wenn Peter Parker in Mays Wohnung kommt und versucht, das, was draußen ist, auch draußen zu halten.
Leider verfällt die Kamera in der zweiten Filmhälfte dem Standardprozedere und wir kriegen wieder zahlreiche Establishing-Super-Hero-Auftritte im Angesicht einer drohenden Katastrophe zu sehen.

Alles in Allem ist Spider-Man: No Way Home eine runde Sache und ein richtig cooler Film. Ich hätte gerne mehr davon gesehen und freue mich auf kommende Abenteuer, in der Hoffnung, dass die Macher*innen den Grundton, den sie in Spider-Man: No Way Home gesetzt haben, beibehalten und Spider-Man zu einer richtig guten Reihe ausbauen. Aus dem Stoff kann man noch so unheimlich viel machen.

Und vielleicht kriegen wir auch noch eine Erklärung, wie das jetzt genau um die Bekanntheit von Peter Parker bestellt ist. Ganz so überzeugt bin ich von dem, was mir der Film da präsentiert, nicht.

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