Mittlerweile
sollte es sich herumgesprochen haben, dass im neuen Spider-Man-Film das
Multiversum einmal mehr geöffnet wird und durchaus namhafte Vertretung findet.
Dennoch möchte ich meine Kritik so vorsichtig wie möglich halten und auf Namen
verzichten.
Diverse
Superschurken aus unterschiedlichen Filmreihen treffen auf die freundliche Spinne
aus der Nachbarschaft.
Was hier wie überbordender Fan Service anmutet, erhält in den 148 Minuten
Spielzeit, in denen auch Dr. Strange eine ordentliche Portion Screen Time für
sich beansprucht, durchaus Substanz und es ist wunderbar, zu beobachten, wie
beinahe zwanzig Jahre Spider-Man-Kino miteinander verwoben werden.
Spider-Man:
No Way Home ist spannend, unheimlich witzig und actiongeladen und es freut
mich sehr, dass die Macher*innen hier mutig genug waren, neue Wege zu gehen,
nicht alle Figuren bis zum Erbrechen mit durchzuschleppen und alle
Konstellationen beizubehalten.
Spider-Man:
No Way Home wirkt dadurch wesentlich erwachsener als andere
Marvel-Filme, ohne dabei so düster zu werden wie einige DC-Filme.
Gerade in
diesem Moment wünsche ich mir, die Macher*innen hätten schon früher versucht,
das Seichte des bisherigen MCUs zu Gunsten einer Konsequenzhaftigkeit zu
verringern.
Dies zeigt
sich auch im Umgang mit den Schurken. Anstatt sie einzeln als Bedrohung
aufzubauen und dann nacheinander zu bekämpfen, werden sie zum Teil der Lösung.
Auch gibt es eine handfeste Schlägerei am Ende des Films ohne viel Spinnenfäden
und Herumgespringe. Hierdurch bekommen wir Dynamiken präsentiert, die es
ansonsten nicht gegeben hätte.
Allerdings sollten wir die Kirche auch im Dorf lassen. So cool Spider-Man:
No Way Home auch ist, er ist und bleibt ein Comic-Actionfilm und kein Arthaus.
Die rund
zweieinhalb Stunden Spielzeit sind nicht zu lang. Dass Dr. Strange nicht einmal
mit Peter Parker über die Konsequenzen des Zaubers spricht, ihm aber im Verlauf
des Films wiederholt vorwirft, Schuld an der ganzen Misere zu sein, erachte ich
als einen großen Fehler im Film. Das auslösende Moment, also das, was der Grund
dafür ist, dass das, was in der Folge geschieht, geschieht, ist nicht plausibel
und es wird auch kein Versuch unternommen, es zu erklären.
Davon ab
ist der Film integer konstruiert und man kann die ganze Zeit über Freude an ihm
haben.
Die anfängliche Exposition ist etwas lang. Es wird erklärt und erklärt und dann
noch einmal erklärt und erklärt. Hätte man vermutlich anders lösen können,
zumal dadurch die eher ruhigen Momente zu lang und/oder zu zahlreich wirken, schließlich gibt es genügend Momente des Innehaltens, die als Pausenfüller fungieren.
Man denke
nur an einen wunderbar aufspielenden J.K. Simmons aka J.J. Jameson aka Alex
Jones, die Lebenskrise von Peter Parker und natürlich den most spider-manian
moment in the history of film.
Der Small
Talk zwischen mehreren Figuren, die sich im dritten Akt es Films auf einem
Gerüst unterhalten, ist pures Gold.
Die Kameraarbeit
ist ziemlich gut. Es macht Laune, Spider-Man einmal mehr dabei zu beobachten, wie
er sich von Haus zu Haus schwingt, es rockt, wenn Dr. Strange einmal mehr die Realität
aushebelt, und dann ist da diese Plansequenz, wenn Peter Parker in Mays Wohnung
kommt und versucht, das, was draußen ist, auch draußen zu halten.
Leider verfällt die Kamera in der zweiten Filmhälfte dem Standardprozedere und
wir kriegen wieder zahlreiche Establishing-Super-Hero-Auftritte im Angesicht
einer drohenden Katastrophe zu sehen.
Alles in
Allem ist Spider-Man:
No Way Home eine runde Sache und ein richtig
cooler Film. Ich hätte gerne mehr davon gesehen und freue mich auf kommende
Abenteuer, in der Hoffnung, dass die Macher*innen den Grundton, den sie in Spider-Man:
No Way Home gesetzt haben, beibehalten und Spider-Man zu einer richtig guten
Reihe ausbauen. Aus dem Stoff kann man noch so unheimlich viel machen.
Und
vielleicht kriegen wir auch noch eine Erklärung, wie das jetzt genau um die
Bekanntheit von Peter Parker bestellt ist. Ganz so überzeugt bin ich von dem,
was mir der Film da präsentiert, nicht.
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