Im Allgemeinen verraten Trailer und vorab gestreute Informationen das Wesentliche über einen Film, zeigen uns bereits die eine oder andere Überraschung und manches Mal erledigen vermeintliche Fans mehr Arbeit als gut tut und geben im Vorfeld Details preis, die aus guten Gründen geheim gehalten werden –siehe Spider-Man: No Way Home (2021).
Im Falle von Doctor Strange in the Multiverse of Madness hat die Marketing-Abteilung indes ganze Arbeit geleistet und gerade so viel in die Trailer gepackt, dass wir zwar Lust auf den Film, aber keine Ahnung haben, wohin die Reise eigentlich gehen wird.
Auch über den visuellen Stempel, den Sam Raimi dem Film aufdrückt, erfahren wir nichts.
Und während der Titelheld Steven Strange eher eindimensional daherkommt und kaum mehr zu bieten hat als Coolness und jede Menge Verrenkungen seiner Hände, ist Wanda Maximoff ein Gewinn für diesen Film. Ihre Rolle, das Spiel von Elisabeth Olsen ist mehrschichtig, passt zur jeweiligen Situation und trägt in sich den Willen zur Entwicklung der Figur.
Mit Doctor Strange in the Multiverse of Madness wurde uns der erste Marvel-Horrorfilm versprochen und im Rahmen der Möglichkeiten und des Mutes, der seitens der Macher*innen an den Tag gelegt wurde, haben wir diesen auch bekommen. Doctor Strange in the Multiverse of Madness ist anders als bisherige Marvel-Filme, er ist auch anders als die Guardians of the Galaxy (2014), die sich ebenso vom sonstigen Einheitsbrei unterscheiden, und wer weiß, was für ein Film möglich gewesen wäre, gäbe es nicht die PG-Fessel und den Zwang, dem ganz breiten Publikum gefällig zu sein?
Der Film beginnt actionreich und konventionell, pseudo-bedeutungsschwanger mit einem Traum, und geht ebenso konventionell weiter.
Dann kommt das Multiversum ins Spiel. Eine Antagonistenfigur wird etabliert und jetzt beginnt der Spaß.
Mit jeder Minute wird die titelgebende Madness größer, greift sie inhaltlich und formell um sich, befreit sich der Film mehr und mehr von den visuellen Zwängen des bisherigen MCUs. Die zwischendimensionalen Kaleidoskope werden reduziert und vermehrt kommen practical effects zum Einsatz. Fantasievoll verändern sich mit den Realitäten sogar die Möglichkeiten des Kampfes.
Doctor
Strange in the Multiverse of Madness ist
eine Wohltat und zeigt, welches Potential in der Kinoversion des MCUs steckt und
dass auch im Jahr 2022 practical before digital gelten kann.
Leider kommt es nicht zur ganz großen Freiheit, denn am Ende muss es eine Lösung des Problems geben, die Serialität gewahrt bleiben und auch dem CGI wird eine etwas zu große Bedeutung beigemessen.
Dies ist an sich keine große Sache, aber in der Rückschau hemmt es die Freude über den Film, der ansonsten reines Vergnügen bietet und auch dank der Musik von Danny Elfman akustisch einiges auf dem Kasten hat.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen