Neu an dieser Version ist die Zusammensetzung der Familie, deren Mitglieder
nicht nur einen kaukasischen Hintergrund haben, sondern auch einen
afro-amerikanischen oder indischen.
Zudem sitzt ein Mitglied der Familie im Rollstuhl und ist die Sportskanone der
Familie nicht männlich, sondern weiblich.
Der Film ist zwar nur 107 Minuten lang, kommt einem
aber länger vor. Er hat durchaus komische Momente, allerdings haben diese
gerade in der erste Hälfte des Films einen faden Beigeschmack.
Es fällt schwer, sich auf den vordergründig komödiantischen Charakter
einzulassen, wenn einem bewusst ist, dass im Hintergrund ein ganzer
Rattenschwanz von Problemen lauert bzw. lauern kann.
“Lauern kann” deswegen, weil der Film sich übernimmt, Konflikte, wenn überhaupt, nur anteast, aber nie in Gänze ausspielt.
Wie bereits erwähnt, ist eine Tochter behindert. Leider gibt es hier keinen Moment der Fokussierung, in dem sie im Mittelpunkt steht. Egal in welchem Setting, befindet sich die Figur immer in einem Umfeld, welches ihr ermöglicht, sich frei zu bewegen.
Dies ist nicht auch deshalb seltsam, da es den Rollstuhl nicht gebraucht hätte. Caylee Blosenski, die Schauspielerin hinter der Figur Harley, trägt eine Beinprothese. Mit etwas Mut und einem intelligenten Drehbuch hätte hier eine kluge Geschichte erzählt werden können.
Als Wannabe-Backstory für die Figur wird eingangs erwähnt, dass Harley Mitglied einer Punkband sei. Dass dieses Detail keinerlei Bedeutung für irgendwas hat, zeigt, wie dünn das Drehbuch geschrieben ist.
Eine andere Tochter, Deja, gespielt von Journee Brown, spielt erfolgreich Basketball an der Highschool und hat die Ambition für eine professionellen Karriere. Die Möglichkeit der Diskussion des Konflikts von Frauen im Profi-Sport wird nicht genutzt.
Eine weitere, schon zu Beginn angesprochene Problematik ist die Ambivalenz zwischen biologischen und erziehungsberechtigten Elternteilen. Anfangs noch ein valider Teil der Narration, rückt die Thematik mehr und mehr in den Hintergrund und wird kurz vor Ende vollkommen überhoben und konstruiert wieder hervorgekramt, allein um irgendwie noch Drama in die Handlung zu bringen.
Im Verlauf des Films kommt es zudem zu einer Episode, in der die Mutter Zoey, gespielt von Gabrielle Union, in Abwesenheit des Ehemanns und Vaters auf die Kinder aufpassen und den Alltag koordinieren muss. Die Montage, die davon berichten soll, ist eine Farce und verhöhnt echte alleinerziehende Elternteile und Großfamilien.
Ein bisschen Haushalt, Wäsche, die offensichtlich nur aus der Reinigung geholt werden musste, und unzählige Lunchboxen repräsentieren den stressigen Alltag dieser geplagten Seele, die es dennoch schafft, eine pompöse Geburtstagsparty zu organisieren.
Und dann ist da noch das große Thema Rassismus.
Eine der ersten Botschaften, die uns Im Dutzend noch billiger kommuniziert, findet sich unmittelbar nach Beginn des Films in Form eines großen gelben Schildes mit der Aufschrift “Black Lives Matter”. Zeitgeschichtlich top-aktuell und am Puls der Zeit, lenkt der Film unsere Aufmerksamkeit auf die schwierige Situation der afro-amerikanischen Community und den ausufernden (Alltags-)Rassismus in den USA, den wir selbstverständlich schlanker Hand auf europäische Verhältnisse übertragen können.
Dann treffen wir die Patchwork-Familie, die zur einen Hälfte kaukasisch und zur anderen Hälfte dunkelhäutig ist, mit einem jüdischen Menschen als Familienoberhaupt.
Wie großartig könnte der Film werden?
Welch packende und entlarvende Studie könnte diese Komödie werden, die mit Vorurteilen spielt, die richtigen Klischees bedient und die falschen eliminiert?
Stattdessen bekommen wir …gar nichts.
Das Progressivste Element des ganzen Films ist allein das gelbe Schild
Zwar wird die dunkelhäutige Mutter einmal als Nanny bezeichnet und der indische
Junge einmal in der Schule drangsaliert, aber davon ab wird im Film nur davon
gesprochen, dass es Rassismus gibt und dass kaukasische Menschen sich damit
nicht auskennen.
Gegen Ende des Films, wenn die Situation eskaliert, erzählt der sportlich sehr
erfolgreiche und prominente Dom, gespielt von Timon Kyle Durrett, davon, dass
er dreimal zum wertvollsten Spieler gewählt worden sei, aber dennoch immer
wieder in Verkehrskontrollen herausgezogen und überprüft würde, und dass dies
nur geschehe, weil er dunkelhäutig sei.
Dies dies findet sicherlich genügend Entsprechungen in der echten Welt,
allerdings kommen derlei Momente im Film nicht vor.
Im Dutzend noch billiger traut sich nicht, den Konflikt ehrlich auszuspielen, vermutlich, um die Leichtigkeit nicht zu verlieren und dies gilt für alle möglichen Konflikte des Film.
Paul, der Familienvater, gespielt von Zack Braff, ist jüdisch. Dies wird im Anfang des Films deutlich, wenn er während der Hochzeitszeremonie rituell ein Glas zertritt. Dass er jüdisch ist, wird jedoch zu keiner Zeit thematisiert. Wohl aber wird ihm gleich zweimal vorgeworfen, sich nicht vorstellen zu können, wie es ist, mit Vorurteilen und Rassismen konfrontiert zu werden.
Im Dutzend noch billiger einen schlechten Film zu nennen, wäre nicht richtig, aber der Film ist auch weit davon entfernt, gut zu sein. Vielmehr verweilt er im Raum des Unwichtigen und ganz offensichtlich unfertigen.
Schade eigentlich.
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