Die Autorenfilmerin Karoline Herfurth zeigt in fünf lose mit einander verbundenen Episoden Frauenrollen und die großen und kleinen Schicksale, die damit einhergehen.
Der Film ist dabei weitgehend unaufgeregt. Es gibt nicht die großen Ziele, auf die hingearbeitet wird, manche Situationen werden lediglich angesprochen, aber nicht bis zum Ende durchexerziert. Wunderschön ist kein Lehrfilm, sondern ein Auszug der Welt, wie sie uns umgibt.
Im wahrsten Sinne ungeschminkt verfolgen wir die jungen und alten Frauen, die, die suchen, und die, die verloren haben.
Ohne das Mach-Mich-Makellos-Makeup sind hier
zu viele Sommersprossen zu sehen und dort zu viele Falten. Vorbei die Ästhetik
ewiger Schönheit, die ohnehin nur vor der Kamera und auf dem Laufsteg
existiert. Sobald der Alltag beginnt und sich die Milchpumpen im
Badezimmerspiegel doppeln, sobald zwischen Büro und Abendessen der Nachwuchs in
den Kindergarten gebracht werden muss, helfen eh keine Eyeliner mehr.
Dort, wo Charakter und Aktion gefragt sind, können Puder nichts abdecken.
Herfurth hat ihre Figuren mit Bedacht ausgewählt und inszeniert sie bei aller Unaufgeregtheit allesamt als Heldinnen.
Figuren, die vor Aufgaben stehen und durch eine Art Reise über sich hinauswachsen müssen, um Erfolg zu haben. Siegen ist jedoch nicht gewiss und so lässt die Autorenfilmerin gewinnen und versagen und das Ende der einen Reise nur den Beginn einer größeren Reise sein, eben so, wie es sich auch im wahren Leben dann und wann ereignet.
Herfurths Heldinnen sind tiefgründig. Alle haben sie zwei Geschichten zu erzählen. Die eine Geschichte, die im Film verhandelt wird, und die andere Geschichte, die vor dem Film stattfindet, die Vergangenheit.
Die Figuren sind klar umrissen und charakterisiert und doch allgemein genug gehalten, um als Archetypen zu dienen.
Die Regissuerin verweigert sich den Klischees, blickt auf das Gerüst darunter und ermöglicht so die Identifikation über die reine Filmfigur hinaus.
Und da, wo Frauen sind, sind Männer meist nicht weit, und, auch wenn Männer in Wunderschön nicht im Mittelpunkt stehen, so sind sie dennoch anwesend und meistens stehen sie im Weg. Allerdings inszeniert Herfurth die männlichen Figuren nicht als die Gegenspieler, ohne die das Leben um ein Vielfaches einfacher wäre.
In kurzen Momenten kommen sie zu Wort und mit dem gleichen Feingefühl, mit dem sich die Regisseurin den Frauen widmet, inszeniert sie auch die Männer.
Dabei zeigt sie auf, dass die toxische Männlichkeit, die für viele Faktoren im Film ursächlich verantwortlich ist, auch eine rückwärtige Strahlkraft hat.
Sie beeinflusst die Männer untereinander und blendet sie weit über ihr Verständnis vom Verhältnis zwischen Mann und Frau hinaus.
In diesen kurzen Momenten eröffnet Herfurth den Blick auf die gesamte Komplexität der Beziehungen.
Am Schluss endet der Film, ohne zu liefern, was es ohnehin nicht gibt.
Die im Film erzählten Geschichten kommenden zum Ende, werden zur Vergangenheit
und machen Platz für neue Geschichten.
Ich möchte für Wunderschön eine unbedingte Sehempfehlung aussprechen.
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