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The LEGO Batman Movie (US 2017)


Nach dem Erfolg von The LEGO Movie (US 2014), der sowohl an den Kinokassen als auch in der Kritik sehr gut abschnitt, erschien mit The LEGO Batman Movie (US 2017) zwar keine Fortsetzung (jene gab es erst 2019), aber zumindest ein weiterer LEGO-Film.
Manche mögen hier auf die Idee kommen, bei dem Film handelt es sich um ein Spin-Off, da die Batman-Figur bereits aus The LEGO Movie bekannt war, doch können wir dies als oberflächlich hinterfragen, da sich The LEGO Batman Movie stark von dessen Vorgänger unterscheidet.
In The LEGO Batman Movie von Regisseur Chris McKay befinden wir uns direkt im Batman-Kosmos, ohne die Ebene eines Vaters, der in einem Keller eine LEGO-Stadt errichtet hat.

Während The LEGO Movie ständig daran erinnert, ein Brickfilm zu sein, und das Verhältnis zwischen fertigen LEGO-Baukästen und MOCs (Abk.: My Own Creation) intensiv diskutiert, geht The LEGO Batman Movie andere Wege. Formalästhetisch steht der Film weiterhin in der Tradition der Brickfilme, doch ist die Kommerzialisierung weniger Teil des visuellen Konzepts und bildet stattdessen einen Teil der Handlung.
Damit ist The LEGO Batman Movie weniger selbstreferenziell als The LEGO Movie und gleicht sich damit mehr anderen Spielzeug-Franchises an, die ihren kommerziellen Bestrebungen einen künstlerischen Überbau verschaffen.

Zwar gibt es ein paar Momente, in denen umliegende Klemmbausteine verwendet werden, um Fahr- oder Flugzeuge zu bauen, doch geschieht dies en passant und bildet kaum mehr als eine Nebensächlichkeit.
Stattdessen setzt der Film darauf, die gesamte Palette möglicher Franchises zu präsentieren, die nicht nur als LEGO-Sets erhältlich sind, sondern deren filmische Rechte zugleich bei Warner Bros. liegen.

Wer The LEGO Batman Movie allerdings hierauf reduziert, wird dem Film nicht nur nicht gerecht, sondern ignoriert komplett den Kern des Films.

Gleich zu Beginn greift der Joker (Zack Galafiniakis) Gotham City an und versucht, es zu zerstören. Batman (Will Arnett) kann den Angriff abwehren.
Durch das Gespräch, welches sich dabei zwischen den beiden Gegnern entwickelt, stürzt der Joker in eine tiefe Sinnkrise.
Einen neuen Plan fassend, beschließt der Bösewicht, den ultimativen Angriff auf die Stadt.
Gleichzeitig übernimmt Barbara Gorden (Rosario Dawson) die Position des Commisioners und verkündet eine Änderung im Umgang mit dem Vigilanten, der von allen geduldet über dem Gesetz zu stehen scheint.
An dieser Stelle tritt auch das Waisenkind Richard Grayson (Michael Cera) auf den Plan und sucht bei Bruce Wayne um eine Adoption an.

In drei Handlungssträngen erzählt der Film einerseits ein spaßiges Batman-Abenteuer, und erkennt und diskutiert andererseits die Geschichte und das Wesen des dunklen Ritters allgemein.
Von der selbstgewählten Isolation und den Verlustängsten, über die vielleicht gar notwendige Unfähigkeit, das Böse endgültig zu besiegen, über subersive Homoerotik, bis hin zur überbordenden Selbstherrlichkeit und toxischen Maskulinität vollführt der Film einen Rundumschlag durch die gesamte Geschichte Batmans, bezieht sich auf jeden Film und macht auch vor den Comics nicht Halt. 

Es kommt da nicht von Ungefähr, dass der Film zu erkennen gibt, zu wissen, ein Film zu sein.
Batman selber fungiert als Erzähler und kommentiert sogar den Beginn und das Ende des Films.

The LEGO Batman Movie geht sowohl feingliedrig als auch grobschlächtig vor und ermöglicht einem breiten Publikum den Genuss des Films.
Der Film ist vom ersten Moment an witzig und lässt auch in dessen Verlauf nicht nach.
Er wartet mit offensichtlichem Fanservice auf und hält Easter Eggs bereit, die erst ins Gewicht fallen, wenn diese oder jene Graphic Novel aus den 1980er Jahren bekannt ist.

Darüber hinaus stellt der Film die Frage, ob Bruce Wayne Batman ist oder Batman Bruce Wayne, und hat bei all dem noch Zeit, einen schönen Dreiakter mit Heldenreise zu erzählen.

The LEGO Batman Movie ist zwar ein eigenständiges Produkt aber ohne die anderen Batman-Filme und -Serien nicht denkbar, nicht wegen der Vielzahl an Zitaten und Referenzen, sondern weil die Grundlage für den Film in den Jahrzehnten davor gelegt wurde. Aber genau hierin liegt auch seine Stärke.

Unterm Strich ist der Film eine populärwissenschaftliche Abhandlung über den dunklen Ritter, die einen schönen Score aufweist und genau aufzeigt, wo die Schwächen der Keaton-, Nolan- und Snyderverses liegen.
The LEGO Batman Movie ist ein Muss für alle bestehenden und zukünftigen Batman-Fans.


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