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Insidious: The Red Door (US 2023)


Im Gegensatz zu den Teilen Drei und Vier schließt der fünften Teil der Insidious-Reihe, Insidious: The Red Door (US 2023) an die Geschehnisse aus den ersten beiden Teilen an und erzählt von der Unmöglichkeit, das Böse vollkommen aus dem Bewusstsein zu verbannen.

Der Film setzt neun Jahre nach Insidious: Chapter 2 (US 2013) ein, zeigt aber noch einmal die letzten Momente des zweiten Teils, in denen sich Josh (Patrick Wilson) und sein Sohn Dalton (Ty Simpkins) einer Hypnose unterziehen, um die Erinnerungen an den roten Dämonen und das Ewigreich zu vergessen.

Dann ein Zeitsprung. Die Mitglieder der Familie sind älter geworden, die Großmutter verstorben. Weshalb die Schauspielerin der Großmutter, Barbara Hershey, nicht mehr dabei ist, vermag ich nicht zu sagen. Möglich, dass sie das Drehbuch gelesen hat.

Zudem ist die Familie zerbrochen. Die Eltern sind geschieden und Josh ist mit Dalton zerstritten.


Während nun das Unvermeidliche geschieht und das Böse zurückkehrt, versucht der Film durch den Kampf gegen die Gefahr den familiären Konflikt zu überwinden und die Familie wieder zusammenzuführen, scheitert dabei aber in Bausch und Bogen.

Nicht, weil sich auch nach der Laufzeit von 107 Minuten Vater und Sohn nicht vertragen, sondern weil das Drama einfach nicht zündet. 



Dalton studiert mittlerweile an der Uni Kunst und lebt in einer undefinierbaren Entfernung von den Eltern getrennt.

Wenn eine Kommunikation stattfindet, dann über halbherzige SMS-Verläufe, bei denen sich Dalton als einsilbiger Teenager gibt.

Ohne zu wissen, warum, fällt der Sohn immer wieder ungewollt ins Ewigreich und wird von Seelen heimgesucht, die ihn anzugreifen suchen.


Seine neue Bekannte Chris (Sinclair Daniels), die auch nur in die Geschichte geschrieben wurde, um einen Fortschritt in der Handlung zu erwirken, stößt bei einer Internetrecherche auf den Video-Channel von Specs und Tucker, jene Ermittler des Paranormalen, die wir bereits aus den vorherigen Teilen kennen.

Waren diese in den vorherigen Teilen noch illustre Gesellen, bekommen sie im neuen Teil lediglich einen kurzen Cameo zugesprochen.


Durch die Erkenntnisse aus deren Videos erhält Dalton umgehend Durchblick und ist von da an in der Lage, proaktiv und kontrolliert in die Astralebene vorzudringen.

Zwar hat er keinen besonderen Plan, was er da erreichen will, aber irgendwie glaubt er, mit den Seelen in Kontakt treten zu müssen, um das Geheimnis rund um eine rote Tür lüften zu können.


Gleichzeitig wird auch Josh von Alpträumen im Ewigreich geplagt und erhält Klarheit, indem er mit seiner Exfrau Renai (Rose Byrne) spricht.

Sie hatte sich nicht hypnotisieren lassen und hat noch den vollen Durchblick.

Dass sie eigentlich zerstritten sind, scheint nicht weiter ins Gewicht zu fallen und auch Joshs dramatische Erregung über die wahren Umstände für das Zerbrechen der Ehe findet schnell einen versöhnlichen Niedergang.


Insgesamt ist der Film sowohl in Form als auch Inhalt gleichsam schwach.

Weder bringen die Elemente des Horrors die gewünschten Effekte mit sich, noch wird das Familiendrama gut erzählt.

Es gibt de facto keinen Konflikt, wenn wir davon absehen.

Sicher, es wurden Konflikte in das Drehbuch geschrieben, aber Papier ist geduldig. Bedeutend ist die Umsetzung.

Ereignisse bedürfen einer Motivation und Fortschritte in der Handlung benötigen solche motivierten Ereignisse, um Sinn zu haben.

Fehlt diese Motivation, erfährt der dramaturgisch Aufbau der Erzählung einen Bruch und wir müssen uns fragen, warum die Dinge passieren, wie sie passieren.


Es gibt beispielsweise keine Verbindung zwischen Vater und Sohn.

Es ist schon verständlich, dass beide am Ende wieder zueinander finden, immerhin haben sie den Angriff des Dämons überlebt und die Tür so etwas ähnliches wie schließen können, aber das ist unterm Strich reine Effekthascherei und keine dramatische Entwicklung.

Neun Jahre lang haben sich beide Figuren stetig von einander entfremdet.

An einer Stelle behauptet Dalton sogar bedeutungsschwanger und klischeebeladen, sein Vater kenne ihn gar nicht, und tatsächlich weiß der Sohn auch am Ende nicht, was da genau geschehen ist und warum.

Es wird an anderer Stelle darauf verwiesen, dass Josh die Familie mit einem Hammer habe umbringen wollen, und in einem Konglomerat aus bereits Geschehenem und neuerlichen Ewigreich-Erlebnissen wird dies dann auch möchtegern-reinszeniert, aber eine Erklärung Dalton gegenüber bleibt der Film schuldig.


Es ist schade, dass insidious: The Red Door so ist, wie er ist, denn Potential birgt er allemal.

Wäre die Universität in der Nähe oder gäbe es keine Universität, hätte es eine Dynamik innerhalb der Familie geben können. 

Wozu die vermeintliche Zufallsbegegnung mit dem Hypnotiseur Carl (Steve Coulter), wenn er im weiteren Verlauf keine Rolle spielt.

Wieso leisten Specs und Tucker keinem echten Beitrag zur Bekämpfung des Dämons?

Sie kennen die Familie, sie kennen die Umstände.


Chris als Side-Kick und comic relief ist so unnötig wie der Film an sich und es erschließt sich nicht, warum Drehbuchautor Scott Teems den filmischen Kosmos nicht klein gehalten hat, um sich voll auf die wesentlichen Figuren zu konzentrieren.

Das ikonische "Tip Toe To The Window" darf natürlich nicht fehlen, doch findet es sich genauso schlecht platziert wie die Jump Scares und scheitert der Film halt auch in dieser Hinsicht auf formaler Ebene.


Unterm Strich hätte Insidious: The Red Door durchaus etwas werden können, hätten sich die Beteiligten Mühe gegeben, sich mit dem Wesen und der Lore vernünftig auseinandergesetzt und versucht, einen guten Film zu drehen, statt den fünften Teil einer erfolgreichen Reihe.

Man darf gespannt sein, wie sich nachfolgende Filmemacher*innen anstellen, wenn sie die Ereignisse dieses Films verarbeiten, um in einem sechsten Teil dem Ganzen wieder das Volumen verleihen, nach welchem das narrativ verlangt.


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