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Joker: Folie À Deux (US 2024)

Der folgende Text geht analytisch auf den Film Joker: Folie À Deux (US 2024) ein und enthält Spoiler. Ich bin überzeugt davon, dass man sich den Film auch nach der Lektüre noch anschauen kann, ohne durch die bekannten Details gelangweilt zu sein, aber ich nehme in diesem Text keine Rücksicht auf jene, die den Film noch nicht gesehen haben. WORUM GEHT ES? Um eines vorwegzunehmen, sei festgestellt, dass Joker: Folie À Deux kein “Joker 2” ist. Im Gegensatz zu anderen Filmreihen wird in  Joker: Folie À Deux kein neues Abenteuer präsentiert, sondern eine direkte Fortsetzung zum ersten Teil geliefert. Der neue Film von Regisseur Todd Phillips setzt dort an, wo der andere Film aufhört und erzählt die bestehende Geschichte weiter. Er bezieht sich ausführlich auf den ersten Teil, greift Elemente auf und lässt einzelne Ereignisse in einem neuen Licht erscheinen. Ganz konkret handelt  Joker: Folie À Deux von der Gerichtsverhandlung gegen Arthur Fleck (Joaquin Phoenix). Jener sitzt nach den Ere

Late Night With The Devil (AUS 2023)

Das Selbstverständnis von Late Night with the Devil sieht den Film in der realen Welt verankert. Zwar wird mit „Night Owls“ eine fiktionale TV-Show präsentiert, doch wird diese in die Tradition und vor allem direkten Konkurrenz zu realen Late Night Talkshows, insbesondere die US-amerikanischen Talkshow-Legende Jimmy Carson, gesetzt und gibt damit von sich aus an, wahr und von gleicher Wichtigkeit zu sein. Late Night with the Devil beginnt nicht nur, wie so viele Filme dieser Tage, mit einer nostalgiebeladenen Montage über das jeweilige Jahrzehnt, in diesem Fall die 1970er Jahre, sondern geht sogleich über in ein Portrait über die Hauptfigur Jack Delroy (David Dastmalchian). Dazu gibt es eine begleitende Stimme aus dem Off. Sie kommuniziert alle notwendigen Informationen, um Delroy und die Sendung einzuordnen. Nochmals wird so der Charakter des Wahren verstärkt. Es wird zudem auf einen geheimen Kult namens „The Grove“ und damit auf die real existierende Organisation „Bohemian Grove“ v

New Life (US 2023)

Zu Beginn von New Life (US 2023) wissen wir nichts. Wir sehen erst eine Frau, dann sehen wir eine andere Frau. Wir springen zurück zur ersten Frau und wieder vor zur zweiten. Dann werden uns Bruchstücke an Informationen hingeworfen. Werden wir daraus schlau? Nicht wirklich. Uns wird eine Rückblende gezeigt. Diese gibt uns Hinweise, liefert aber auch nichts Konkretes. Und wieder Bruchstücke an Informationen. Dies ist über einen beachtlichen Teil der Spieldauer das Konzept des Regiedebüts von John Rosman. New Life  erzählt von zwei Frauen, deren Leben durch ein Katz- und Mausspiel miteinander verbunden werden, und erinnert dabei einerseits an all die filmischen Momente, in denen ein*e Polist*in eine verdächtige und/oder schuldige Person jagt, und andererseits an die auch diesseits der Leinwand nur allzu vertrauten Virus-Narrative. Mit einer Laufzeit von 85 Minuten ist  New Life  in vielerlei Hinsicht ein kleiner Film. Selten ausschweifend, konzentriert er sich voll und ganz auf das Wese

The Crow (US/GB/FR/CZ 2024)

Disclaimer: 1994 kam mit The Crow bereits ein Film in die Kinos, der sich ebenfalls an der Graphic Novel gleichen Namens von James O’Barr aus dem Jahr 1989 orientierte. Dreißig Jahre später gibt es ein Remake des Stoffes und damit viel Raum für Hass und Gegenwind. Schon vor Kinostart standen die Zeichen schlecht, was die öffentliche Wahrnehmung angeht. Der Film wurde zerrissen und eindimensionale Fragen nach Remakes allgemein machten einen Diskurs nahezu unmöglich. Nun wurde The Crow unter der Regie von Rupert Sanders veröffentlicht und kann auf der Leinwand betrachtet werden. Ein Vergleich zum ersten The Crow von Alex Proyas kann hier leicht hergestellt werden. In meiner folgenden Kritik möchte ich dies ausdrücklich vermeiden. Es wäre ein Leichtes, den 2024er The Crow auseinanderzunehmen und aufzuzeigen, was hier anders ist und was dort so und so gemacht wurde, aber das würde dem neuen Film nicht gerecht werden und wäre auch nicht produktiv. Um es kurz zu machen, Rupert Sanders Th

Longlegs (US 2024)

Zu den fünf Genres der darstellenden Künste, die originär für den Film erfunden wurden, gehört auch der Horror. Dieser existiert seit 1896 und damit nahezu seit der ersten Stunde des Mediums überhaupt. Wir können uns also vorstellen, wie viel kreative Energie seither in das Genre geflossen, wie es inhaltlich und formal erweitert und auch ausgeschlachtet worden ist. Mittlerweile unterteilt sich der Bereich in zahlreiche Subgenres, die mal mehr und mal weniger auf den Einsatz von Kunstblut setzen, auf übernatürliche Phänomene oder rein irdische Konflikte, die Zombies oder Vampire zum Einsatz bringen und/oder der Reihe nach Teenager in Häuser, Ferienlager oder Wälder stecken. Es gibt actionreiche Horrorgeschichten, die durch ihre Dynamik und ein hohes Pacing bestechen, und den sogenannten elevated Horror mit seinen langen Einstellungen, während derer irgendwie nichts geschieht und nach denen man dennoch erschlagen vor der Leinwand sitzt. Longlegs , der neue Film von Osgood Perkins, ist de

Lonely Castle in the Mirror (JPN 2022)

Die Schülerin Kokoro hat Angst, in die Schule zu gehen und bekommt allein beim Gedanken daran starke Bauchschmerzen. Eines Tages, als sie wieder einmal lieber zuhause bleibt, beginnt der Spiegel in ihrem Zimmer zu leuchten. Als Kokoro näher tritt und den Spiegel berührt, wird sie hineingezogen und findet sich umgehend auf dem Burghof des titelgebenden einsames Schlosses wieder. Dort begegnet sie nicht nur einem seltsamen Mädchen, das eine Wolfsmaske trägt, sondern auch sechs weiteren Jugendlichen, die ebenfalls durch leuchtende Spiegel an diesen Ort gekommen sind. Durch Ausführungen des maskierten Mädchens, das sich selbst Wolfskönigin nennt, erfahren alle, absichtlich hierher gebracht worden zu sein. In der Folge gelte es, einen Schlüssel zu einem versteckten Raum zu finden und die Möglichkeit zu erhalten, sich einen Wunsch zu erfüllen. Soweit Beginn und Prämisse des neuen Animes von A-1 Pictures. Der Film stammt aus dem Jahr 2022 und ist die Adaption eines Mangas, der wiederum auf ei

Deadpool & Wolverine (US 2024)

Der dritte Teil der Deadpool-Reihe, Deadpool & Wolverine , zeigt eindrücklich, wie wenig Anstrengung notwendig ist, um die Massen abzuholen. Auf eine sinnvolle Handlung kann weitgehend verzichtet werden. Das Einzige, was zählt, sind bekannte Gesichter und triviale Schaueffekte, die ebenso bekannt sind und vielleicht nicht grundsätzlich, wohl aber in der Masse funktionieren. Frei nach dem Motto, wenn man etwas oft genug macht, wird auf jeden Fall eine Version dabei sein, die am Ende auch den Letzten zum Lachen bringt. Und so ist es auch. Die Gagdichte ist einmal enorm. Sie ist enorm hoch, enorm meta, enorm referenzierend, enorm infantil und enorm repetitiv. Wer behauptet, jeden Joke lustig zu finden, hat echt gar kein Selbstwertgefühl, aber unterm Strich ist dann doch für jede*n etwas dabei. Und so beginnt der Film gleich mit einem Cold Opener, wie auch die anderen Filme unmittelbar in die Action eingestiegen sind, nur um dann direkt die vierte Wand zu durchbrechen und dem ganzen Pu